Donnerstag, 16. Februar 2023

Lehrpersonenmangel: Es muss zeitnah gehandelt werden

Im Sommer 2022 wurden im Kanton St.Gallen 36 Stellen mit Personen ohne pädagogische Ausbildung besetzt. Das ist halten wir für falsch. 2022 haben weniger als 70% der Absolvent:innen der Ausbilddung sich entschieden 80% oder mehr als Lehrperson zu arbeiten. Warum nicht mehr? Wie kann dem Lehrpersonenmangel ohne Qualitätseinbussen begegnet werden?

Qualitativem und quantitativem Lehrpersonenmangel entgegenwirken und systematisch erfassen, Interpellation

Votum im Kantonsrat von Sarah Noger Engeler im Namen der Interpellantinnen und Interpellanten aus allen Fraktionen.

 

Die Antwort zeigt einige Daten bereits eindrücklich auf – deckt aber auch bestehende Lücken auf.

Insbesondere der Antworten zu den Fragen 7 bis 9 sollte Beachtung geschenkt werden. Die PHSG bildet in unserem Kanton Studierende zu Lehrpersonen aus. Die Regierung führt in der Antwort aus, dass im Sommer 2022 nicht mehr ganz 70% der Absolvent:innen sich entschieden 80% oder mehr zu arbeiten. Die Regierung spricht von der Mehrzahl. Rein arithmetisch ist das korrekt. Aber: In Zeiten des Lehrpersonenmangels ist eine solche Quote ungenügend und man muss den Ursachen nachgehen.

 

Früher ein 100% Pensum die Regel – selbst eine eigene Klasse zu führen das Ziel. Die heutige Schullandschaft gibt andere Strukturen und Rahmenbedingungen vor und oftmals sind keine 100% Stellen ausgeschrieben – andererseits haben Studierende Respekt vor der hohen Belastung, welche sie in der Praxis gesehen haben. Sie trauen sich nicht zu, dafür genügend gerüstet, dem Druck und der Verantwortung gewachsen zu sein.

Der Kanton finanziert die Ausbildung und möchte zurecht eine hohe Wertschöpfung dieser Investition für eine gute Volksschule – deshalb ist es hoch relevant, dass zukünftig qualitative Daten erhoben werden zu Beweggründen von Lehrpersonen, insbesondere Junglehrpersonen, Teilzeit zu arbeiten. Ebenso relevant ist die Verweildauer im Beruf sprich die Gründe, warum eine Lehrperson das Berufsfeld verlässt.

 

Vermutungen helfen wenig! Es müssen auch qualitativ Daten erhoben werden. Die Lücken der Datenaufnahme – hinsichtlich der Junglehrpersonen in den Antworten der Regierung (7 bis 9) – sollten in ein Monitoring einfliessen.

Wir nehmen erfreut zur Kenntnis, dass die eingesetzte Arbeitsgruppe die Arbeit aufgenommen hat und das Datenmonitoring zum quantitativen und qualitativen Lehrpersonenmangel prüft.

Wir erwarten zudem, dass der Rat mit ersten Beratungsergebnissen und Massnahmen der Arbeitsgruppe zeitnah proaktiv in Kenntnis gesetzt wird.

Die Interpellanten sind mir der Antwort teilweise zufrieden.

 

 

Ursachen des Lehrermangels verdienen fundierte Analyse, Postulat

Votum im Kantonsrat von Sarah Noger Engeler im Namen der Grünliberalen

 

Der Einreichung dieses Postulats gingen verschiedene Diskussionen voraus, welche Vertreterinnen und Vertreter aller im Kantonsrat abgebildeten Parteien geführt haben. Gegenstand der Diskussionen war, wie das BLD dem Lehrpersonenmangel im Frühjahr 2022 und schliesslich auch zu Schuljahresstart begegnet ist – erst negierend, später relativierend und schliesslich mit der Aussage, man habe diesen Umstand schon lange auf dem Radar.

Nun, man kann dem Bildungsdepartement nicht nachsagen, dass seit dem Sommer nichts unternommen wurde.

Die vom BLD eingesetzte Arbeitsgruppe wird dabei wichtig sein und wir hoffen auf eine baldige Kommunikation der ersten Handlungsschritte, zumal das Schuljahr 23/24 bereits wieder in Reichweite ist.

 

Die Regierung schlägt vor, das Postulat mit geändertem Wortlaut zu überweisen. Neu wäre die Formulierung: die Regierung wird eingeladen, die Kommunalen Schulträger zu unterstützen, den Schwankungen von Angebot und Nachfrage auf dem Lehrerstellenmarkt ohne Qualitätseinbusse zu begegnen.

Diese Wortwahl zeigt für uns die Dringlichkeit des Lehrpersonenmangels nicht stark genug auf. Wie diesem ohne Qualitätseinbussen begegnet werden kann, wenn die Stellen wie diesen Sommer mit Personen ohne pädagogische Ausbildung besetzt werden müssen – immerhin in diesem Schuljahr 36 im Kanton – das ist schlicht unmöglich.

 

Wir lehnen deshalb den geänderten Wortlaut ab. Den Antrag der SP hingegen werden wir unterstützen. Die kurzfristigen Massnahmen erwarten wir zeitnah von der eingesetzten Arbeitsgruppe – das Postulat soll dann mittel- und langfristige Massnahmen abbilden.

 

 

Lehrpersonenmangel durch unterrichtsfremde Mehrbeanspruchung, Postulat

Votum im Kantonsrat von Sarah Noger Engeler im Namen der Grünliberalen

 

Dass diese beiden Postulate zusammengelegt werden sollen, können wir unterstützen, da die Eruierung von Entschlackungsmöglichkeiten des Auftrages der Lehrperson, wie im Postulat 08 gefordert, sich mit dem Auftrag des Postulats 03 verbinden lässt. Wichtig ist aber, dass auch im Bereich der Entlastung kurzfristige Lösungsansätze jetzt von der Arbeitsgruppe gedacht, geplant und umgesetzt werden.

Es muss jetzt zeitnah gehandelt werden.

 

Die Grünliberalen sind deshalb für Eintreten und werden den Antrag der SP unterstützen.