Dienstag, 14. Juni 2022

Qualitativem und quantitativem Lehrpersonenmangel entgegenwirken und systematisch erfassen

Eine gute Schule braucht gut ausgebildete Lehrpersonen in genügender Anzahl. Diesen Frühling zeigt es sich nun auch in St.Galler Schulen: Der Lehrpersonenmangel ist Realität. Es stellen sich Fragen an die Regierung.

Interpellation Noger-Engeler - Häggenschwil / Tschirky - Gaiserwald / Gschwend - Altstätten (3 Mitunterzeichnende):

«Qualitativem und quantitativem Lehrpersonenmangel entgegenwirken und systematisch erfassen

 

Eine gute Schule braucht gut ausgebildete Lehrpersonen in genügender Anzahl. Diesen Frühling zeigt es sich nun auch in St. Galler Schulen: Der Lehrpersonenmangel ist Realität.

Realitätsfremd erscheint hier die Argumentation der Regierung in der Antwort der Interpellation 51.22.04. Sie schreibt: «Aus Sicht der Regierung könnte dies einen Erklärungsansatz dafür liefern, wieso die Schulträger die Rekrutierungssituation trotz genügend hoher Studierendenzahlen als angespannt wahrnehmen.» Wenn auf wiederholte Ausschreibung von Stellen KEINE Bewerbungen folgen, ist dies kein Wahrnehmungsproblem.

 

Infolge Pensionierungen verlassen mehr Lehrpersonen die St.Galler Volksschule als neu ausgebildete Lehrpersonen die Berufstätigkeit aufnehmen. Zudem arbeiten wegen der hohen Belastung im Beruf immer weniger Lehrpersonen Vollzeit – daraus ergibt sich eine strukturelle Lehrpersonenknappheit. Die Gründe für Teilzeittätigkeit sind teilweise durch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie begründbar, immer mehr Lehrpersonen arbeiten aber Teilzeit, um einer Überbelastung entgegenzuwirken. Grundsätzlich fehlt eine verlässliche Datenerhebung.

 

Es ist längst Zeit, dass der Kanton aktiv Massnahmen ergreift, um dem Mangel an (adäquat) ausgebildeten Lehrpersonen entgegenzuwirken und die Volksschule des Kantons St. Gallens zu stärken. Der Verweildauer im Beruf beziehungsweise Gründe, warum Lehrpersonen der Volksschule den Rücken zukehren, sollten bei geplanten Massnahmen Beachtung finden.

 

Die Qualität des öffentlichen Bildungssystems respektive das Erreichen der Bildungsziele hängt zu einem wesentlichen Teil von kompetenten und ausreichenden Lehrpersonen ab. Einerseits muss jetzt endlich gehandelt werden, andererseits muss langfristig gedacht werden. Damit politische Akteur:innen sinnvolle Massnahmen beschliessen und nachhaltige Steuerentscheide treffen können, ist es relevant über Daten bezüglich des Lehrpersonenmangels zu verfügen, welche systematisch aufbereitet, analysiert und interpretiert werden können. Um die Entwicklung der Lage und die vom BLD getroffenen Massnahmen zur Entgegenwirkung des Lehrpersonenmangels abzubilden, fehlt eine periodische Übersicht.
 

Ein Monitoring in diesem Sinne würde auch helfen, die von der Regierung bereits durchgeführten und geplanten Massnahmen weiterzuentwickeln. Es würde die Basis definieren, von der aus eine datengestützte Strategie formuliert werden kann, die nicht nur den Bedarf an Lehrpersonen deckt, sondern auch deren Ausbildungsstand berücksichtigt.


 

Wir bitten die Regierung um die Beantwortung folgender Fragen:

 

  1. Wie viele Stellen der Volksschule waren per 1.6.22 unbesetzt (Ablauf der üblichen Bewerbungszeit)?

  2. Wie viele Stellen der Volksschule sind per 1.8.22 unbesetzt (Start des Schuljahres, regulärer Start der Anstellungsverhältnisse)

  3. Welche Massnahmen wurden getroffen, um unbesetzte Stellen doch noch zu besetzen: Anstellung von stufenfremden Lehrpersonen, Anstellung von nicht EDK-anerkannten Lehrpersonen, Anstellung von nicht qualifizierten Lehrpersonen, Zusammenlegung von Klassen, …?
    Wie oft mussten solche Massnahmen getroffen werden?

  4. Welche Ausbildung/Vorbildung haben als Lehrpersonen angestellte Personen, welche über kein EDK-anerkanntes Lehrdiplom verfügen?

  5. Wie viele der Personen von Punkt 4 tragen Klassenlehrer:innen-Verantwortung?

  6. Wie viele im Sommer 2022 diplomierte Junglehrpersonen der PHSG übernehmen eine Stelle an der Volksschule im Kanton St. Gallen?

  7. Wie hoch sind die Pensen (in Zahlen), die Junglehrpersonen übernehmen?

  8. Werden Daten erhoben über die Gründe von Junglehrpersonen, warum sie kein Vollpensum übernehmen?

  9. Welches sind die Gründe, warum Lehrpersonen in einem Teilpensum arbeiten?

  10. Werden Daten erhoben über die Gründe, weshalb Lehrpersonen weniger als 6 Jahre auf dem Beruf arbeiten (Verweildauer im Beruf)? Wenn nicht, wäre es sinnvoll, diese Daten (Frage 8 und 9) zu erheben?

  11. Wie plant der Kanton, die Wirksamkeit der geplanten Massnahmen gegen den Lehrpersonenmangel im Kanton zu überprüfen (siehe Antwort Interpellation 51.22.04; Punkt 3./4. d) Arbeitsgruppe; Anschreibung Pensionierte:r der letzten 3 Jahre)?

  12. Ist ein Monitoring (z.B. mit Sammeln von Daten ähnlich der Fragen 1 – 9 dieser Interpellation) des qualitativen und quantitativen Lehrpersonenmangels im Kanton St. Gallen denkbar? Wie schätzt die Regierung dessen Nutzen ein?»

 

13.06.2022

Noger-Engeler - Häggenschwil
Tschirky - Gaiserwald
Gschwend - Altstätten