Montag, 20. Juli 2020

Umbau der Platztorkreuzung St.Gallen wird ein teurer Flop

Schlechter Zugang zur Uni und vergessene Velofahrer – Die Grünliberalen sehen die Chance für eine echte Anbindung des neuen Universitätscampus an die Altstadt und den öffentlichen Verkehr vertan und sind zudem nicht überzeugt von den Massnahmen für den Veloverkehr an dieser Kreuzung.

Der Kanton St.Gallen hat die Projektierungsarbeiten für den Umbau der Kreuzung Platztor im Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung der Uni St.Gallen (HSG) vergeben.

 

Der Verzicht auf eine Bushaltestelle ist nachvollziehbar, da die Gehdistanz zum Marktplatz kürzer ist als der Weg zur Uni-Bushaltestelle auf dem Rosenberg. Doch gerade dieser Umstand zeigt, wie wichtig die Erreichbarkeit für Zufussgehende ist. Immerhin wird mit 3000 Studierenden am Standort Platztor gerechnet. Statt Campus und Zugang ganzheitlich zu betrachten, wie dies in anderen grossen Städten der Fall wäre, verhält sich der Kanton St.Gallen provinziell und gestaltet zuerst die Umgebung, bevor überhaupt ein Projekt für den Campus vorliegt.

 

Die Dimensionierung der neuen Unterführung wird der Bedeutung, welche diese Passage in Zukunft haben wird, nicht gerecht. Das haben die Grünliberalen schon vor einem Jahr, als sie ihre Idee für einen unterirdischen Platztorplatz präsentierten, festgestellt.
Man stelle sich vor: Eine Universität von Weltruf soll durch einen nicht einladenden, schmalen Stollen erschlossen werden

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Massnahmen für den Veloverkehr ungenügend. Gar kein Verständnis haben die Grünliberalen für die Fehlplanung betreffend Veloverkehr. Nach etlichen, jahrelangen Versprechungen bezüglich Förderung des Velos auf allen Stufen wird auch 2020 vor allem auf Kantonsebene immer noch primär für den motorisierten Verkehr geplant. Velofahrende werden teilweise via zusätzlichen Lichtsignalen auf Spuren im Fussgängerbereich abgeschoben. Die Zeiten, in welchen Velos an den Rand gedrängt werden, sind endgültig vorbei!

 

Die Grünliberalen fordern deshalb einen klaren Paradigmenwechsel: Velos sind im Strassenverkehr gleichberechtigt zu behandeln. Ihre Wege dürfen gegenüber jenen des Autoverkehrs in Bezug auf Distanz und Wartezeiten nicht länger sein. Abgetrennte Velowegführungen stehen diesem Ziel innerorts entgegen. Vielmehr ist der Veloverkehr als integraler Bestandteil des Strassenverkehrs anzusehen. Velospuren, wie sie bei der St.Fidenkreuzung auf der Rorschacher Strasse ausgeführt wurden, sind der Idealfall.

 

Velos gehören nicht auf Trottoirs. So wie nun vorgesehen wird die Platztorkreuzung jedoch zu einem unübersichtlichen Mix aus Trottoir- und Strassenfahrten und mit langer Aufenthaltsdauer vor Rotlichtern bei ungenügend dimensionierten Warteräumen. Ein echter Mehrwert ist für den vorgesehen Totalumbau der Platztorkreuzung nicht zu erkennen, ausser dass die Geometrie der Strassen städtebaulich leicht verbessert wird.
Für die Grünliberalen ist nicht ersichtlich, warum einige Velospuren auf Trottoirs angelegt werden sollen. Während kantonale Planungsstellen den Langsamverkehr immer noch als homogene Gruppe betrachten, haben sich mit der Verbreitung von E-Bikes die Geschwindigkeitsunterschiede innerhalb dieser Gruppe massiv ausgeweitet. Konflikte zwischen Velo- und Fussverkehr sind vorprogrammiert. Dazu gestaltet sich die Verkehrsregelung an Kreuzungen wesentlich komplexer. Bei Lichtsignalanlagen entstehen durch zusätzliche Veloampeln für alle Beteiligten, insbesondere aber für die Velofahrenden, längere Wartezeiten. Eine mittig auf der St.Jakobstrasse eingeordnete Velospur in Richtung Goliathgasse liesse sich zusammen mit dem Autoverkehr grün schalten – eine wesentliche Zeitersparnis für die wohl wichtigste Veloverkehrsbeziehung an diesem Knoten.